6 septembre 2025 Die Geheimnisse der (aktuell) teuersten Villa Luxemburgs
„Es melden sich ständig Leute, die sich das Haus ansehen wollen“, sagt Marc Kreitz, Gründer und Inhaber von Immosolutions. Doch nicht bei allen steckt eine Kaufabsicht dahinter. Das Haus, um das es geht, ist aktuell die teuerste angebotene Wohnimmobilie in Luxemburg.
Sie soll 7,6 Millionen Euro kosten. Der Makler muss viele Interessenten aussortieren. „Immobilientouristen will ich eigentlich vermeiden“, sagt er. „Wenn diese am Wochenende nichts vorhaben, gehen sie Häuser anschauen.“
Auch anderen Interessenten muss er absagen. „Die Geldwäschegesetze sind sehr streng“, erklärt er. Wer über sieben Millionen Euro ausgeben will, wird besonders streng überprüft. Die Interessenten müssen nachweisen können, dass sie legal an ihre Geldmittel gekommen sind. „Dubiose Kunden“ behaupten etwa, sie hätten ihr Vermögen in einem Casino gewonnen oder mit Kryptowährungen erwirtschaftet. Die Immobilienmakler sind dann angehalten, solche Kunden den Behörden zu melden. Das sei schon öfter vorgekommen.
Kunden der Luxusklasse erwarten eine besondere Betreuung
Ein potenzieller Kunde, der sich für eine Besichtigung angemeldet hat, hat alle Prüfungen bestanden. „Ein internationaler Handballspieler“, sagt der Immobilienmakler. Er soll bald vorbeikommen, lässt jedoch noch auf sich warten. „Es kann sein, dass sein Flug Verspätung hatte“, sagt Kreitz. Oder dass etwas anderes dazwischengekommen ist. Seinen Immobilienmakler hat er jedoch nicht über die Verspätung informiert.
Die Immobilie, um die es sich dreht, liegt in einer ruhigen Straße in Hesperingen. Sie verfügt über acht Schlafzimmer, fünf Badezimmer, einen Aufzug und eine Wohnfläche von 636 Quadratmetern. „Das Haus ist riesig“, erklärt Marc Kreitz knapp. Es ist auch voller Technik, alles ist klimatisiert und vieles geht automatisch. Der Besitzer hat eine Solaranlage installieren lassen: „Das Haus produziert mehr Strom, als es verbraucht.“
Bei Luxusimmobilien habe es keine Krise gegeben. Selbst als die Kreditzinsen stiegen und immer weniger Menschen sich ein Zuhause leisten konnten, wurden weiterhin Villen verkauft. Wer dieses Haus finanzieren will, muss mit monatlichen Kreditraten von 30.000 Euro rechnen. „Kunden in dieser Preiskategorie brauchen keinen Kredit“, erklärt Kreitz. Sinkende Preise haben Luxusimmobilien noch interessanter erscheinen lassen. „Viele Interessenten besitzen bereits mehrere Immobilien.“
Eine monatliche Kreditrate von 30.000 Euro
Hesperingen gehört zu den teuersten Pflastern des Landes, die Straße zu den teuersten der Gemeinde. Die Lage des Hauses ist ideal. „Die Straße liegt nahe der Hauptstadt, trotzdem ist es hier sehr ruhig und nah an der Natur“, erklärt Kreitz. Wer in dieser Gegend wohnen will, muss mindestens drei Millionen Euro ausgeben. „Hier leben CEOs und Politiker“, sagt er, nennt aber keine Namen. Die zum Verkauf stehende Immobilie hat das größte Grundstück, es ist über 20 Ar groß.
„Was hier aber fehlt, ist ein Schwimmbad“, sagt der Makler. Dies sei ein Minus beim Verkauf. Wer einen Swimmingpool nachrüsten möchte, kann dies durchaus tun. Platz ist ausreichend vorhanden. Im Garten steht ein kleines Haus, das sich gut in ein Poolhaus umwandeln ließe.
Um in das Haus zu gelangen, muss man zuerst an der gesicherten Eingangspforte aus schwerem Gusseisen und den vier Steinsäulen am Eingang vorbeikommen. Die Eingangstür ist im Jugendstil gehalten. Dieses „Art Noveau“ zieht sich als Stilelement durch das ganze Haus. „Die Elemente wurden von Bernard Bauer, einem renommierten Kunstglasmeister aus Luxemburg, entworfen. Er hat auch die Marie-Astrid ausgestattet.“ Der Eingangsbereich erinnert an ein 5-Sterne-Hotel. Auf dem Boden liegen Marmorplatten, die Wände sind mit Hartholz verkleidet und an der Decke hängt ein Lüster. „Alles ist echt“, sagt Marc Kreitz.
Bei der Einrichtung war „Geld egal“. Die Möbel stammen nicht aus dem schwedischen Einrichtungshaus. Der aktuelle Besitzer mag Kunstwerke. Zu sehen sind Ölgemälde, afrikanische Kunst, Bronzen und immer wieder blinkende Lüster und Einkaufstaschen von bekannten Luxusmarken.
Im Keller wurde ein temperierter Raum als Weinkeller eingerichtet. Edle Tropfen und Zigarren warten dort darauf, konsumiert zu werden. Wenn der zukünftige Besitzer ein schlechtes Gewissen hat, kann er direkt nebenan im Fitnessraum Sport treiben. Bisher lebte eine Fitnesstrainerin im Haus mit eigenem Zimmer, eigenem Badezimmer und eigener Küche.
Interessenten müssen strenge Geldwäscheprüfungen bestehen
„Häuser in dieser Preisklasse kommen nicht häufig auf den Markt“, erklärt er. Nur knapp zwei Prozent der aktuell zum Verkauf stehenden Häuser kosten über drei Millionen Euro. In Luxemburg gibt es nur wenige andere ähnlich teure Viertel wie Hesperingen. Häuser, die „nur“ eine bis zwei Millionen Euro kosten, seien „etwas ganz anderes“.
Das Haus in Hesperingen ist bereits über 30 Jahre alt. Das sieht man ihm nicht an. Es wurde immer wieder renoviert und ausgebaut. „Im Neubauteil ist die Decke fünf Meter hoch“, sagt der Immobilienmakler. Das sei außergewöhnlich.
Die Immobilie verfügt über ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Doch der Immobilienmakler nennt keine Details. Die Angst vor Einbrechern ist bei Besitzern von Luxusimmobilien größer als im Durchschnitt. Wer die abgelegene Straße besucht, wird gesehen. Die Einwohner haben eine Nachbarschaftswache organisiert. Unbekannte Besucher fallen sofort auf.
Der angekündigte Handballspieler lässt weiter auf sich warten. „Solche Kunden schauen nur nach ihren eigenen Terminen“, sagt Marc Kreitz. Man merke den Unterschied zu „normalen“ Kunden sofort. „Sie haben andere Vorstellungen, sie erwarten auch eine bessere Betreuung.“ Dann fügt er noch hinzu: „Kunden, die nicht auf das Geld schauen müssen, sind meistens die schlimmsten beim Verhandeln.“
Quelle : Luxemburger Wort